Viele Menschen kennen das Problem: Nach reichhaltigen Mahlzeiten, oft genossen in Gesellschaft und verbunden mit maßvollem Alkoholkonsum, tut der Magen weh. Als Kind empfand man dies als normal – der Bauch tat weh, also ließ man die Eltern darüberstreicheln und ruhte sich aus. Als Erwachsene in unserer stressgeprägten Welt wollen wir Antworten: Die medizinische Bildung in der Bevölkerung ist dank Internet und Apothekenzeitschriften so weit fortgeschritten, dass wir glauben, für jede Beschwerde müsse es eine Heilung geben.
Auch diese Hoffnung ist normal. Die Grenze zwischen natürlichen Befindlichkeitsstörungen und wirklichen schwerer Erkrankungen ist jedoch oftmals breit und fließend. Auch die moderne Medizin hat gegen viele der kleinen, nervigen Wehwehchen des Alltags noch keine Wunderwaffen erfunden. Dennoch ist es wichtig, zwischen Harmlos und Gefährlich unterscheiden zu können. Der Reizmagen ist ein Paradebeispiel für dieses Problem.
Erkankungen des Magens
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Denn dummerweise gibt es einige ernsthafte und schwere Erkrankungen des Magens: Etwa 20 Prozent der Bevölkerung leidet etwa unter Sodbrennen, also einem unzureichenden Verschluss des Mageneingangs mit daraus folgenden Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre im Liegen. Viele leiden auch unter einer chronischen Magenschleimhautentzündung (Lesetipp: Das richtige Essen bei einer Magenschleimhautentzündung), die durch übermäßige Einnahme von Schmerzmitteln, Alkohol, oder durch eine Infektion mit Helicobacter-Bakterien zustande kommt. Auch kurzfristig kann man, im Rahmen einer Erkältung oder einer Durchfallerkrankung, eine Magenentzündung haben. Langfristig können sich hieraus Geschwüre bilden, die immer wieder nach der Nahrungsaufnahme brennende Oberbauchschmerzen bereiten. Und noch langfristiger gibt es Krebserkrankungen des Magens, die lange Zeit gar keine Schmerzen machen.
Die häufigste Erkrankung des Magens
Viel häufiger als all diese ernsthaften und schweren Erkrankungen zusammen ist jedoch Schätzungen der modernen Medizin zufolge die Krankheitsgruppe von Reizmagen und Reizdarm, die oftmals zusammen vorliegen und im weitesten Sinne den psychosomatischen Erkankungen zugeordnet werden können.
Auch beim Reizmagen kommt es zu brennenden oder stechenden Oberbauchschmerzen, die regelmäßig nach dem Essen vorliegen können oder auch völlig unregelmäßig auftreten und durchaus auch mit Übelkeit einhergehen. Hinzu kommt das nagende Gefühl, dass mit dem eigenen Magen etwas nicht stimmen könnte. Je größer dabei das Wissen um die Existenz wahrer Magenerkrankungen, desto schlimmer der Verdacht. Medizinstudenten können ein Lied davon singen, sind sie doch die größten Hypochonder im Lande…
Teufelskreis aus Beschwerden und Ängsten
Durch das nagende Gefühl des möglicherweise Krankseins wird man leider für die Beschwerden nur sensibilisiert: Man achtet noch mehr auf den Magen, bemerkt jedes kleine Ziehen und Stechen, gerät ins Grübeln, findet keine Ruhe mehr. Die Beschwerden eines Reizmagens können sich zu einem ernsten Problem auswachsen.
Oft liegt dem Reizmagen, wie der Name bereits sagt, eine tatsächliche Reizbarkeit der Schleimhaut zugrunde. Der Unterschied zur Magenschleimhautentündung ist doch, dass dabei kein Schaden der Magenwand entsteht, sondern der Magen auch dauerhaft gut mit dem Problem fertig wird. Es handelt sich somit um eine natürliche Funktion des Magens der dazu veranlagten Personen.
Warum manche Menschen dazu veranlagt sind, diese Beschwerden stärker zu empfinden als andere, hat die Medizin noch nicht herausfinden können. Man ist heute jedoch davon abgerückt, diese Patienten als „Simulanten“ fortzuschicken, wie dies vielleicht in früheren Jahren passiert ist. Stattdessen sollte eine umfassende Abklärung der Beschwerden erfolgen, um schwere Erkrankungen sicher auszuschließen. Ist dies erfolgt, muss der Patient, unterstützt durch leichte Medikamente, lernen, mit den Reizmagenbeschwerden umzugehen.
Das Wissen, dass nichts Schlimmes passieren kann, ist dabei für die meisten Betroffenen sehr hilfreich. Und oft gilt dann beim harmlosen Reizmagen die alte Bauernweisheit: Was von selbst kommt, geht auch von selbst wieder…